Obsthof Bernhard
Standort: Kressbronn am Bodensee
Landwirt: Hubert Bernhard
Kultur: Apfel (Gala)
0,4 ha
Verfügbare
Flächengröße
239 kWp
Installierte
Leistung
apfel
Kultur

Dr. Ulrich Mayr

Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee

Agrarwissenschaftliche Forschung

Matthias Vonier

Regionalwerk Bodensee

Stromabnahme

Thomas Franke

AgriPV-Solutions GmbH

EPC

Anlagenkoordinaten

47°36'5.45"N, 9°36'14.52"E

Alle Informationen rund um den Standort

Obsthof Bernhard

Angesiedelt in Kressbronn am Bodensee bewirtschaftet Hubert Bernhard 86 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon sind 47 Hektar im Bereich des Kernobstes. Mit verschiedenen Sorten steht der Apfel als Hauptkultur im Vordergrund. Die Anbauflächen erstrecken sich vom Bodensee bis ins Hinterland und sind neben Äpfeln mit Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und Hopfen bewirtschaftet. Seit dem Jahr 2014 ist der Betrieb im Modellvorhaben »Demonstrationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz« aktiv. Herr Bernhard ist unter anderem Vorsitzender des Obstbauringes Tettnang sowie des dort ansässigen Maschinenringes.

Familie_Bernhard_Kretschmann
Familie Bernhard und Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Einweihung ihrer Anlage am 13. Mai 2022. © Fraunhofer ISE

Agri-PV-Vorreiter am Bodensee

Mit der Anlage in Kressbronn a.B. wurde deutschlandweit erstmals eine stromerzeugende Agri-PV-Anlage in eine bestehende Apfelplantage integriert. Die 0,4 Hektar große Pilotanlage, die zu 50 Prozent vom Land Baden-Württemberg gefördert wurde, wurde am 13. Mai 2022 von Ministerpräsident Winfried Kretschmann eingeweiht. Seitdem haben die 1.110 lichtdurchlässigen PV-Module über 365.000 kWh Strom produziert (2022: 199.000 kWh, 2023: 249.000 kWh, Stand Oktober 2023).

Die Familie Bernhard arbeitet kontinuierlich daran, ihren Betrieb zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten, um die Übergabe an die nächste Generation, Tochter Sina Bernhard, zu sichern. Nach etwa 12 Jahren soll sich die Investition der Bernhards von 200.000 Euro amortisiert haben.

Kressbronn_Luftaufnahme
Agri-PV-Anlage am Obsthof Bernhard von der Luft. © Fraunhofer ISE

Doch was hat den Obstbauern Hubert Bernhard dazu bewogen, eine Agri-PV-Anlage zu bauen? Ein Erfolg des Volksbegehrens »Artenschutz - Rettet die Biene«, welches ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Landschaftsschutzgebieten (LSG) forderte, hätte 2019 das Aus für seinen Betrieb bedeutet, da 90 Prozent seiner Anbauflächen in dieser naturschutzrechtlichen Kategorie eingestuft sind. Herr Bernhard suchte nach Alternativen und fand sie in der Agri-PV. Neben der Stromerzeugung über dem Acker versprach die Technologie, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und vor Wetterextremen wie Hagel zu schützen.

Kressbronn_Äpfel
Die erste Apfelernte hat 2022 stattgefunden. © Obsthof Bernhard

Von der Idee zur Umsetzung

Bis die Agri-PV-Anlage auf dem Obsthof Bernhard tatsächlich stand, war es ein langer Weg. Denn bevor sie im Mai 2022 die ersten Kilowatt produzieren konnte, mussten die Bernhards eine Reihe technischer, finanzieller und bürokratischer Hürden überwinden. Zudem musste die Anlage so konzipiert werden, dass sie sich in den Baumbestand einfügte und gut in die touristisch geprägte Bodenseeregion passte. Zu den wichtigsten Punkten, die bei der Planung berücksichtigt wurden, gehören

  • Frühzeitige Absprache mit dem Bauamt des Gemeindeverwaltungsverbandes Eriskirch-Kressbronn a. B. -Langenargen
  • Frühzeitige Absprache mit dem Stromabnehmer, Regionalwerk Bodensee
  • Auswahl eines Generalunternehmers (EPC)
  • Anlagenzertifikat B (> 135 kW) nach VDE-AR-N 4110
  • Antragstellung für die Baugenehmigung nach § 35 BauGB Abs. 1 Nr. 4
Kressbronn_PV-Module
Über den Apfelbäumen wurden zwei verschiedene semitransparente Modultypen (40 bzw. 51% Lichtdurchlässigkeit) installiert. © Fraunhofer ISE

Doppelt ernten

Herr Bernhard zeigte sich nach der ersten Apfelernte unter den PV-Modulen (Herbst 2022) sehr zufrieden. Die Äpfel zeigten weniger Sonnenbrandschäden als in den Vorjahren und die Fungizid-Spritzungen konnten deutlich (bis zu 90 Prozent) reduziert werden. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass die Apfelbäume direkt unter den aufgeständerten PV-Modulen stehen und ihre Blätter bei starkem Regen weniger nass werden. Es wird vermutet, dass dadurch sich die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten drastisch reduziert.

Und der Strom, der von einem der dreizehn Projektpartner (dem Regionalwerk Bodensee), abgenommen wird, wird ebenso produziert. Die Vergütung dafür wurde in einem innovativen Stromliefervertrag (PPA), der sich am Terminmarkt orientiert, festgelegt. Auf diese Weise können die Bernhards an den aktuellen Marktentwicklungen partizipieren, ohne das volle Risiko und den administrativen Aufwand des Spotmarktes tragen zu müssen.

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Ein zusätzlicher Schutz wird durch zwischen den PV-Modulen angebrachte Folien gewährleistet. © Fraunhofer ISE

Forschung

Die agrarwissenschaftliche Begleitforschung wird vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) durchgeführt. Das KOB wird die Eignung der Sorte Gala für die Agri-PV anhand von Qualität und Quantität der Apfelerträge aus der Kressbronner Anlage überprüfen. Zukünftig sollen im Rahmen des Projektes »Stamomo« Sensoren zur Erfassung atmosphärischer und bodenkundlicher Parameter installiert werden, damit könnte die Kressbronner Anlage zu einer der am intensivsten beforschten Apfelplantagen der Welt werden.

Technische Besonderheiten

  • Stahlunterkonstruktion, PV-Module dachförmig angeordnet und Ost-West ausgerichtet.
  • 1110 semitransparente PV-Module (239 kWp) mit unterschiedlichen Lichtdurchlässigkeiten:

→ 558 PV-Module à 260 W (145 kWp) mit 40 Prozent Lichtdurchlässigkeit

→ 552 PV-Module à 170 W (94 kWp) mit 51 Prozent Lichtdurchlässigkeit

  • Betonlose Fundamente, die bei Bedarf eine rückstandslose Demontage ermöglichen.
  • Netze zwischen den PV-Modulen bieten zusätzlichen Schutz bei Hagelereignissen.
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In jeder zweiten Reihe wurde ein Wechselrichter montiert. © Fraunhofer ISE

Ansprechperson
für den Standort
hubert
Hubert Bernhard
bernhard-kressbronn@t-online.de

Anlagenbau

Die Errichtung der Kressbronner Anlage fand zwischen Februar und Mai 2022 statt.

Graphische Übersicht der Anlage

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Anlage in Kressbronn am Bodensee.

Copyright: Fraunhofer ISE

Projektpartner