Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Standort: Augustenberg bei Karlsruhe
Kultur: Apfel (Natyra, Bonita, Freya, Swing, Topaz und Rubelit) und Birne (Conference und Novembra), biologischer Anbau
1,0 ha
Verfügbare
Flächengröße
490 kWp
Installierte
Leistung
apfel birne
Kultur

Dr. Nicolai Haag

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg

Agrarwissenschaftliche Forschung

Thomas Franke

AgriPV-Solutions

EPC

Anlagenkoordinaten

49°00'14.3"N 8°29'34.0"E

Überblick

Agri-PV am Oberrheingraben

Der Standort Augustenberg des LTZ Augustenberg, im nördlichen Oberrheingraben, unterscheidet sich klimatisch deutlich vom Bodenseeraum in Oberschwaben (Agri-PV-Anlagen am KOB und in Kressbronn). Er ist gekennzeichnet durch ein Klima mit vergleichsweise geringen Niederschlägen und somit höheren Temperaturen. Aus diesem Grund gilt der Oberrheingraben als Wohlfühl-/ und Verbreitungsgebiet für wärmeliebende Arten und invasive Schaderreger (z. B. die Marmorierte Baumwanze). In der Phänologie der Kulturpflanzen und Schaderreger kann man in den meisten Jahren von einem Unterschied von 10 bis 14 Tagen zwischen Oberrheingraben und Oberschwaben ausgehen.

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Agri-PV-Systeme am Standort LTZ Augustenberg. © Fraunhofer ISE

Am LTZ Augustenberg werden sechs verschiedene schorfrobuste Apfelsorten (»Natyra«, »Bonita«, »Freya«, »Swing«, »Topaz«, und »Rubelit«), sowie zwei Birnensorten (»Conference« und »Novembra«) ökologisch bewirtschaftet . Dabei sollen zwei PV-Modultypen (semitransparent und bifazial) kombiniert mit herkömmlichen Hagelschutznetzen (Referenzflächen) verglichen werden. Zusätzlich wird die Anlage von allen Seiten gegen zufliegende Schadinsekten (z.B. Apfelwickler) eingenetzt.

Obstbauliche Forschungsfragen

Die pflanzenbaulichen Untersuchungen unter den PV-Modulen sowie auf der Referenzfläche des LTZ Augustenberg zielen auf Baumgesundheit und -wachstum, Ertrag, sowie Fruchtansatz - und qualität (Ausfärbung, Größe, Inhaltsstoffe) ab. Außerdem wird die Wirkung der Verschattung durch die PV-Module auf die natürliche Fruchtausdünnung, welche über das Lichtangebot gesteuert werden kann, untersucht . Durch die Verschattung kann die Triebkraft der Bäume angeregt werden, was für bestimmte Sorten dienlich ist – auch hierbei ist der Einfluss der PV-Module zu bewerten.

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Die ersten Äpfel wachsen unter den nachgeführten PV-Modulen. © Nicolai Haag/LTZ Augustenberg

Weiterhin wird die Kombination von PV-Modulen und Kompletteinnetzung mit deren Einfluss auf Aufkommen, Befallsstärke und -intensität von Schaderregern (z. B. Apfelwickler, Apfelsägewespe, Blutlaus, Wanzen, Spinnmilben, Blattläuse, Schorf, Mehltau), sowie Nützlingen bewertet. Es kann davon ausgegangen werden, dass in der regendichten Agri-PV-Anlage Einsparungen von Pflanzenschutzmittel möglich sind. Hier sind entsprechende regelmäßige Bonituren im Verlauf der Vegetationszeit als Grundlage für Behandlungsentscheidungen, sowie für die Einschätzung der Agri-PV vorgesehen.

Die Boniturergebnisse unter den PV-Modulen werden mit den entsprechenden Daten der Kulturen und Sorten unter Hagelschutznetzen (Referenzfläche) verglichen.

Neben obstbaulichen Forschungsfragen der untersuchten Kulturen sollen die Praktikabilität (z. B. hinsichtlich der Nutzung des abfließenden Regenwassers), der Umgang mit einer möglichen Schneelast auf den PV-Modulen und der Einfluss von Pflanzenschutzmitteln auf die PV-Module untersucht werden.


Referenzen

Brevis (2021). Ein starker Partner für die Fruchtausdünnung. Leu+Gygax AG

Klophaus, L. & Baab, G. (2015). Apfelanbau unter Hagelnetz. Einfluss verschiedener Hagelnetzfarben auf Wachstum, Ertrag und Fruchtqualität. Obstbau

Technische Besonderheiten

Die Projektfläche am LTZ Augustenberg wird in vier Felder eingeteilt:

  • Teilsystem 1: Statische, semitransparenten PV-Module mit Ost-West-Ausrichtung
  • Teilsystem 2: Einachsig nachgeführte, bifaziale PV-Modulen
  • Nord- und Südfeld: Referenzflächen mit Hagel- und Insektenschutznetzen
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Statisches Teilsystem mit semitransparenten PV-Modulen. © Fraunhofer ISE

Um besser auf den pflanzenbaulichen Bedürfnissen des angebauten Obstsortenspektrums eingehen zu können und unterschiedlich spezifische Licht- und Mikroklimabedingungen innerhalb einer Vegetationsperiode zu ermöglichen eignen sich besonders nachgeführte Systeme (sog. Trackingsysteme). Nachführsysteme folgen dem Lauf der Sonne und können daher höhere Stromerträge als statische Systeme erzielen. Es sind aber auch »Anti-Tracking-Systeme« möglich, die nicht dem Sonnenstand folgen, sondern durch einen Nachführungsalgorithmus für den Pflanzenbau optimiert sind.

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Nachgeführtes Teilsystem mit bifazialen PV-Modulen. © Fraunhofer ISE

Einnetzung

Die Anlage am LTZ Augustenberg soll komplett gegen zufliegende Schadinsekten eingenetzt werden. Die Einnetzung wird durchgängig über die gesamte Anlage inklusive Vorgewende erfolgen. Nach der Ernte können die Seitennetze vom Blech gelöst und nach oben aufgerollte werden.

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Verbundenes Hagel- und Insektenschutznetz. © Constanze Mesca/LTZ Augustenberg

Ansprechperson
für den Standort
Bild Dr. Nicolai Haag_
Dr. Nicolai Haag
nicolai.haag@ltz.bwl.de

Anlagenbau

Die Errichtung der Anlage auf dem Gelände des LTZ Augustenberg erfolgte Mitte 2024.

Graphische Übersicht der Anlage

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Anlage am LTZ Augustenberg.

Copyright: © Fraunhofer ISE

Projektpartner